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Barclay James Harvest - Octoberon

Anspruchsvoller Soft Rock oder progressiver Pop? Wie auch immer, bei den BARCLAY JAMES HARVEST der 70er Jahre waren diese Grenzen fließend, zumal sich die Herren Lees, Holroyd, Pritchard und Wolstenholme in dieser Zeit sowieso in einer Art "musikalisch neutralen Zone" aufgehalten haben. Die 1976 erschienene Platte Octoberon dürfte der breiten Masse weniger bekannt sein, dafür erfreut sich dieses Werk bei den BJH Fans größter Beliebtheit, da dieses Album zweifellos zu den vielseitigsten und abwechslungsreichsten Veröffentlichungen der Bandgeschichte zählt. Die Genialität der BARCLAYschen Meisterwerke liegt in der Einfachheit der Kompositionen. Trotz hohem technischen Können (das sich jedesmal eindrucksvoll bei Konzerten offenbart) wurde auf keinem Album angegeben oder mit dieser Gabe geprotzt, sondern immer songdienlich arrangiert und überflüssiges weggelassen. Ein geradezu prädestiniertes Beispiel für dieses Statement ist Octoberon, das sowohl stimmungsvoll als auch stilistisch eine enorme Bandbreite musikalischer Schaffenskunst abdeckt. Während Rock'n'Roll Star geradliniger Rock mit warnenden Untertönen ist, Suicide äußerst verzweifelt klingt und Ra durch mystische Atmosphäre besticht, verkörpern The World Goes On, Believe In Me und Mayday ein positives, lebensbejahendes Feeling, bei dem sich am Ende von Mayday ein gemischter Kanongesang anschließt. Lediglich Polk Street Rag fällt auf dem Album etwas aus der Reihe, doch im Vergleich zu anderen BARCLAY Platten ist dies nichts ungewöhnliches, da eigentlich immer ein oder zwei schwächere Songs vertreten sind. Aber egal, welches BJH Stück man auch heraussucht, eines haben alle Lieder trotz oftmals unterschiedlicher Facetten gemeinsam: eine ungeheuer ausdrucksstarke Sanftheit, die einerseits durch die meistens weichen Betonungen der Instrumente zum Ausdruck kommt, und andererseits natürlich durch die hervorragenden Stimmen von John Lees und Les Holroyd noch verstärkt wird. Wer also auf sanfte, eingängige und dennoch intelligent komponierte Musik abfährt, kommt um die frühen BARCLAY JAMES HARVEST nicht herum.
13 Punkte - Wolfgang Volk (08.11.1998)
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