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Yes
In Memory Of "Queen Elizabeth Hall , 21. März 1970"
Neben der unbestrittenen Einzigartigkeit ihrer großen Erfolgsalben in den 70er Jahren gelten die britischen Prog/Artrocker YES ebenso als Pioniere einer aufwendigen, spektakulären und unvergleichlichen Bühnenshow. YES waren die ersten, die Laserkanonen einsetzten, aufwendige, von Fantasy-Art inspirierte Bühnenaufbau verwendeten und ihr Equipment auf einer runden Plattform aufbauten, die mitten in der Halle stand. Um die grandiosen technischen Fähigkeiten aller Bandmitglieder ins richtige Licht zu rücken, sprich: ihnen einen entsprechend exquisiten Sound zu verschaffen, wurden stets nur die besten Klangexperten engagiert. Seit mehr als drei Jahrzehnten begeistern YES immer wieder ihre Fans, und doch ist kein Auftritt derart legendär wie die Show in der Queen Elizabeth Hall am 21. März 1970. Denn trotz hunderter Konzerte in der langen Karriere dieser Band war die Nacht im Frühjahr 1970 die bislang einzige, bei der YES ihren fesselnden Klassikrock mit einem richtigen Orchester intonierten. Mit jedem fortlaufenden Jahr wurde die Legende um den Auftritt in der Queen Elizabeth Hall größer, und damit auch der Wunsch der Fans, ihre Idole noch einmal mit einer kompletten Orchesterbegleitung hören zu können. Jetzt, im Jahre 2001, wird dieser Wunsch erfüllt. 

Fachleute und Fans in aller Welt bezeichnen YES als eine der innovativsten Formationen aller Zeiten, die nun mit ihrem neuen Album Magnification diesen legendären Ruf erneut bestätigen. Obwohl schon diverse andere Rock- und Popbands ihre Musik mit klassischen Orchesterparts ausgestattet haben, sind YES die ersten, die mit Larry Groupé einen Dirigenten und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Komponisten bereits in den Prozess des Komponierens, Arrangierens und Produzierens einbezogen haben. Niemals zuvor hat ein Rock- oder Popkünstler eine klassische Orchestration von Beginn an in den gesamten kreativen Prozess involviert. "Die Zusammenarbeit mit YES ist für mich die Erfüllung eines jahrelangen Wunschtraumes", erklärt Groupé, der bereits mehr als 80 Aufnahmen komponiert, dirigiert und produziert hat. "Ich war schon immer ein riesiger YES-Fan, schon wegen der großen Fülle ihres Sounds. Ich betrachtete die Band von je her als die wahren Lehrmeister von orchestralem Rock, von klassischem Rock, im Gegensatz zu Klassikrock. Die Arbeiten an diesem Album waren eine der größten kreativen Herausforderungen, an denen ich jemals beteiligt war." "Die Musik von YES war schon immer dermaßen tief in klassische Orchestrationen und symphonische Instrumentarien verwurzelt, dass uns immer wieder Leute gefragt haben, wann wir endlich mit einem richtigen Symphonieorchester auf Tournee gehen werden", verrät YES-Bassist Chris Squire. "Wir mussten allerdings berücksichtigen, dass bei einer regulären Tournee mit einem klassischen Orchester nur ein Teil unserer Songs betroffen sein würde. Um dieses zu vermeiden, entschieden wir uns, ein komplettes Album mit neuen Songs zu produzieren. Wir ließen diese Idee ein paar Jahre reifen und nahmen uns dann genügend Zeit, um es genau so zu machen, wie wir uns die Sache vorstellen." Schon mit dem Titeltrack Magnification belegen YES, dass sie die symphonischen Instrumente absolut homogen in ihr einzigartiges Songwriting einfließen lassen, um so die Kompositionen und die unvergleichliche Musikalität der einzelnen Bandmitglieder zu unterstützen, anstatt sie zu verwässern. Magnification ist ein zeitgemäßes aber immer noch typisches YES-Album, das auf eingängige und gleichzeitig anspruchsvolle Weise große Gefühle transportiert. Der Song Give Love Each Day ist eine ebenso gelungene Verschmelzung von Orchester und einem packenden Groove, wie Dreamtime mit seinen modernen Elementen. In bester YES-Tradition glänzt Gitarrist Steve Howe in We Agree mit einem virtuosen Solo, während Jon Anderson als Hommage an die Kraft der Liebe singt: "I agree to let it out, I agree to let it go, I agree to turn my face." Der wohl reinste Moment von Magnification ist das Meisterwerk In The Presence Of, ein einfühlsamer und tief bewegender Song, und wohl eines der inspirierendsten Stücke, die YES je komponiert haben. Magnification dient zudem als perfekter Katalysator der zur Zeit laufenden "Yessymphonic"- Tour, die in diesem Sommer in insgesamt 32 nordamerikanischen Städten Station gehalten hat und im Herbst ebenso nach Europa kommen wird (angekündigt sind Konzerte auch in Deutschland für November 2001). Während andere Musiker, die nur eine Handvoll Konzerte mit Orchesterbegleitung geben, den Klassik-Anteil lediglich bereits vorhandenen Songs hinzufügen, gehen die YES-Musiker Jon Anderson, Steve Howe, Chris Squire und Alan White, innovativ wie seit ehedem, noch einen Schritt weiter und kooperieren mit Larry Groupé und seinem Orchester komplett in neuen, extra dafür komponierten Stücken, die nun erstmals auf Tournee vorgestellt werden.

Seit den späten Sechzigern, als YES in London starteten, hat sich diese Band den Ruf als die extravaganteste Formation ihrer Generation erspielt, die stets neue Standarts setzte und damit weltweit ein Massenpublikum fasziniert. Jetzt ist sie wieder zurück auf der Bildfläche, mit einem Album voller Songs, die ebenso frisch und aufregend sind, wie ihre großen Kompositionen der Vergangenheit. Mit Magnification beweisen YES eindrucksvoll, dass es für Innovation keinerlei Verfallsdatum gibt.
Wolfgang Volk (10.10.2001)
Weiteres zu Yes:

- Magnification (CD-Check)

- Yesspeak - The 35th Anniversary DVD (Doppel-DVD) (CD-Check)