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Bruce Dickinson
... oder die Legende berichtet
Anläßlich seiner persönlichen "Best-of" erinnert sich Bruce Dickinson an die Ups und Downs einer erfolgreichen Solokarriere. Nicht ohne Ironie bemerkt er allerdings, daß "Erfolg" im Musikgeschäft häufig mit Verkaufszahlen verwechselt wird. Seine Sololaufbahn begann für ihn eher zufällig. Als Maiden einen Song auf einem Freddy Krueger Soundtrack untergebracht hatten (die Originalversion gibt's jetzt auf der limitierten zweiten CD), waren einige Leute so begeistert, daß man ihm einen Vertrag für ein Studioalbum anbot. So gestaltete sich die Arbeit an seinem Erstling "Tattooed Millionaire" eher spielerisch. Es war für ihn ein Fun Album, das er und Janick Gern in dessen Haus in Hounslow unter dem Donner der landenden Jumbos zusammenschrieben 

Das zweite Album "Balls to Picasso" war dann eine schwere Geburt. Trotz der inspirierten Arbeit mit Myke Gray (Jagged Edge) war Dickinson unzufrieden. Ganz Gentleman läßt er jedoch nichts auf Myke kommen. Jedenfalls riet ihm Rod Smallwood, es doch mal mit dem Produzenten Keith Olsen zu versuchen, der auch schon ein Coverdale Album restauriert hatte. Gesagt getan, Bruce verschiffte sich samt einem Haufen Tapes nach Los Angeles, um bald festzustellen, daß es mit dem Remixen nicht getan wäre. Also nochmal aufnehmen, neues Material schreiben und so weiter, etwas neues sollte her. Schluß mit dem "Big Hair Metal", irgendwie dunkler und wilder sollte es werden...er wußte nur nicht genau wie.

Doch er hatte eine Blockade im Kopf, eine kreative Krise. Also machte er erstmal seinen Flugschein und stieg dann bei Iron Maiden aus, das volle Programm. Irgendwann war das Album dann fertig und die Single "Tears of a Dragon" verkaufte sich besser als erwartet. Entscheidend für Dickinson war jedoch die Begegnung mit der Band Tribe of Gypsies und ihrem Gitarristen Roy Z. Zuerst wollte unser Held das Material, das er sogleich mit Roy Z zu schreiben begann, noch auf das Olsen Album bringen, doch folgten allerlei Kabbeleien, was Veröffentlichungen in den USA anging, und so wurde nichts daraus.

Dickinsons nächstes Projekt sollte eine richtige Band werden, in der er als ganz "normales" Bandmitglied spielen wollte. Bowie hatte das einmal mit Tin Machine probiert und, wie Dickinson lächelnd eingesteht, bei dem hat's ja auch nicht geklappt. Zusammen mit dem Gitarristen Alex Dixon (ex-Gun) begann man mit ein paar akustischen Shows. Es folgte: "Skunkwork" ­ das war sowohl der Bandname, als auch der Titel des Albums. Ein glorreiches Experimentalalbum sollte es werden, doch Fans und Kritik hörten eher einen Schuß in den Ofen. Produzent Jack Endino kam sich vor, "als würde ich Frankensteins Monster zusammennähen", so unterschiedlich waren die musikalischen Interessen der einzelnen Skunkwork Mitglieder. Dennoch war es eine ziemlich produktive Phase, in der auch noch ein rohes Livealbum ("Alive in Studio A") entstand, und Dickinson erinnert sich gern daran, weil er die Musik mag und viel bei dem Album lernte, auch wenn er den kommerziellen Fehlschlag nicht beschönigt: "Skunkwork war der Tiefpunkt meiner Karriere... ich hätte beinahe meine Musikerkarriere aufgegeben."

Dann lief ihm wieder einmal Roy Z über den Weg und fragte, ob er nicht mal ein Heavy Album machen wollte. Bruce glaubte zu diesem Zeitpunkt, daß sich niemand mehr für sein Zeug interessiere, und so konnte er sich auf das besinnen, was er am besten konnte. In einem Kreativitätsschub schrieb er in LA die Hälfte es Albums in fünf Tagen, und hatte endlich wieder Freude an der Sache. Dann holte er auch noch seinen alten Mitstreiter Adrian Smith an Bord und "Accident of Birth" wurde ein reinrassiger Rocker und immenser Erfolg. Der Nachfolger "Chemical Wedding" übetraf das dann sogar noch.

Nachdem die Maiden Reunion ebenfalls voll einschlug, hält es der Meister nun für an der Zeit, seine turbulente Solo-Odyssee mit Hits und allerlei Rare Tracks zu dokumentieren.

Discographie

1990 Tattooed Millionaire
1994 Balls To Picasso
1995 Alive In Studio A
1996 Skunkworks
1995 Alive At The Marquee Club
1997 Accident Of Birth
1999 Chemical Wedding
1999 Scream For Me Brazil
2001 The Best Of Bruce Dickinson
Quelle: Noise Records (27.06.2004)
Weiteres zu Bruce Dickinson:

- Scream For Me Brazil (CD-Check)

- The Chemical Wedding (CD-Check)